Unsere letzte Nacht vor der finalen Etappe war begleitet von unseren guten Freunden, die uns die ganze Zeit Tour treu geblieben sind: Die vermaledeiten Moskitos. Ich weiß nicht, wie viele von diesen Mistviechern mich gestochen habe, aber eines weiß ich, deutlich mehr haben ihr Leben beim Versuch gelassen. Ich notiere auf meiner imaginären Liste, dass ich bei der nächsten Tour in mein Neccessaire noch einen Mückenstift einpacke. Dort ist dank ausreichender Größe trotz Haarspray, Gel, nicht gebrauchtem elektrischen Rasierer, großer Tube Waschseife und einigen mehr tatsächlich noch Platz. Erstaunlich.
Im Italien ist es eigentlich egal, wo man unterkommt, in jeder Stadt strotzt es vor Geschichte, alten Gebäuden und historischen Plätzen. So auch in Ferrara, das zumindest ich vorher nicht kannte. Wir haben dem Tag nach der Nacht auf einem großen städtischen Campingplatz wirklich gemütlich begonnen und nach dem Abbau der Zelte erst einmal in Ruhe am einem schönen Platz in der Stadt gefrühstückt. Die inzwischen üblichen riesigen Mengen natürlich. Danach ging es dann wieder auf die Piste, bei schönstem Wetter. Überhaupt hat ins die ganze Zeit bis auf einem Tag die Sonne begleitet, irgendwas müssen wir richtig gemacht haben im Leben.
Um es vorweg zu nehmen: Heute musste nichts an Platsches Bock repariert werden, nicht einmal geölt wurde. Dafür hatte ich gestern unterschlagen, dass neben dem eingeseiften Mantel und dem gebrochenen Gepäckträger am Ende der Tour bei der Einfahrt in den Campingplatz auch noch der Bremszug vorne gerissen ist. Das ist zum Glück nicht in den Alpen passiert. Apropos Alpen, die vermissen wir wirklich. Die mal mit dem Fahrrad zu durchfahren kann ich wirklich nur empfehlen, man ist nur am Schauen und Staunen. Ständig.
Endlich mal wieder eine Nacht in einem richtigen Bett. Nach Tagen im Zelt auf der selbstaufblasenden Matratze, auf der ich nachts immer aufwache, weil ich entweder an der Seite runterfalle oder der Körperteil, auf dem ich liege, gerade abstirbt, war das purer Luxus. Ich habe geschlafen wie Dornröschen. Apropos selbstaufblasende Matratze – die zeichnen sich offenbar dadurch aus, dass man sie doch selbst aufblasen muss, wenn man nicht Stunden warten will, bis sie hart ist. Ich hatte jedenfalls noch nie so viel Geduld, diesem Prozess, der in etwa dem des Aufblühens einer Agave entsprechen muss, zuzuschauen.
Der 8. Tag begann ziemlich entspannt. Auf dem Campingplatz gefrühstückt und dann bei gutem Wetter ab aufs Rad auf eine Strecke, die eigentlich nur bergab geht, dazu kam auch noch Rückenwind. Die Kilometer sind nur so an uns vorbeigeflogen und wir haben mit dem Gedanken gespielt, ein paar Höhenmeter extra zu machen, um unseren extrem trainierten Bergmuskeln etwas zum Spielen zu geben. Wir wussten ja nicht, dass wir an dem Tag noch Gelegenheit haben würden, die Muskeln zum brennen zu bringen.
Die letzte Nacht vor unserer Königsetappe hatten wir auf einem Campingplatz in Landeck verbracht. Nicht luxuriös, aber für unsere Zwecke ausreichend.
Eine weitere Nacht in einem romantischen Nachtlager liegt hinter uns. Der Lech ist über Nacht nicht gestiegen und so haben nicht nur unsere Zelte, sondern auch wir die Nacht überstanden. Eine erfrischende Dusche im eiskalten Fluss später waren wir für unsere erste richtige Alpenetappe gerüstet.
Nach der Etappe gestern waren wir ziemlich erledigt. Wir glauben immer noch, dass die Alpen nicht schlimmer als das Allgäu (und für den geneigten Leser: Oberschwaben) sein können. Die Menschen hier müssten eigentlich ohne Mühe auf dem Hollandrad die Bergwertung bei der Tour de France gewinnen. Die gewinnen wir nicht, aber auf jeden Fall den Schönheitspreis, Haarspray sei Dank.
Gestern haben wir zum ersten Mal auf einem Campingplatz Einkehr gehalten, in erster Linie, um die Powerbanks wieder mit Leben zu füllen. Die Bodenseeetappe, auf die wir uns wirklich gefreut hatten, war dann der bislang enttäuschendste Teil der Tour. Die Radwege sind völlig überfüllt, man fühlt sich wie auf einer Ameisenstraße. Von der eigentlich schönen Kulisse hat man da recht wenig.
Die zweite Nacht in unseren Zelten liegt hinter uns. Diesmal war es nicht ganz so einfach, einen geeigneten Platz zum campen zu finden, Tuttlingen ist dann doch größer als es sich anhört. Dementsprechend wenige private Flecken in Flussnähe gab es. Aber schließlich sind wir doch wieder fündig geworden.
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